Eigentlich hätte der Sonntag im Zeichen von Blasmusik, Festzug und feierlicher Tradition stehen sollen. Doch der Himmel über Bad Kohlgrub hatte andere Pläne. Der lang ersehnte Festtag der Blaskapelle und des Spielmannszugs fiel dem Regen zum Opfer – jedenfalls draußen. Drinnen aber verwandelte sich der Tag in ein emotionales Highlight voller Musik, Gemeinschaft und bewegender Momente.
Schon in den frühen Morgenstunden ahnte man, dass sich der Wettergott nicht gnädig zeigen würde. Zwar waren die Prognosen für den Nachmittag noch vorsichtig optimistisch, doch bereits der Kirchenzug musste abgesagt werden – der Regen war einfach zu heftig. Auch der festlich geplante Gottesdienst im Kurpark fiel buchstäblich ins Wasser. Kein optimaler Auftakt für die Bad Kohlgruber Blaskapelle, die ihr 175-jähriges Bestehen feiern wollte, und ebenso wenig für den Spielmannszug, der auf 70 Jahre Vereinsgeschichte zurückblickt.
Doch Improvisation ist oft das beste Rezept gegen Wetterkapriolen. Kurzerhand wurde der Festgottesdienst in den Festsaal des Hauses des Gastes verlegt. Dort zelebrierte Pfarrer Rudolf Scherer die Messe – vor voll besetzten Reihen. Die Musikanten und Gäste lauschten andächtig, während draußen der Regen weiter niederprasselte. Auch das Gebet des Pfarrers konnte das Wetter nicht besänftigen.
Vereinsvorsitzender Leonhard Kratz jun. verfolgte derweil angespannt die Wetter-Apps auf seinem Handy. „Wir können nichts übers Bein brechen und den Festzug erzwingen“, stellte er nüchtern fest. Die Entscheidung, auf einen späteren Zeitpunkt zu hoffen, wurde zur Geduldsprobe – die schließlich nicht belohnt wurde.
Im Inneren jedoch: Hochstimmung. Die Musikkapelle aus Weissenbach in Tirol sorgte für beste Unterhaltung. Ein Musiker aus Bad Kohlgrub hielt es nicht mehr aus, sprang spontan mit auf die Bühne und spielte mit – über Stunden hinweg. Im Festsaal und im angrenzenden Restaurant tummelten sich rund 700 Gäste, genossen Rollbraten, Pizza und ein üppiges Kuchenbuffet. Die Atmosphäre war ausgelassen, herzlich und musikalisch hochklassig.
Während draußen erste Musiker aus Uffing tapfer unter Schirmen Schutz suchten, beriet sich Kratz mit seiner Vorstandschaft. Das Ergebnis: Der Festzug wurde endgültig abgesagt. „Wir haben uns entschlossen, dass wir den Festzug absagen müssen, so leid wie es uns tut“, verkündete Kratz später im Saal. Die Enttäuschung war spürbar, aber ebenso das Verständnis der Gäste – und ihre Bereitschaft, das Beste aus dem Tag zu machen.
Die Mitglieder und Helfer zeigten sich in der Folge von ihrer engagiertesten Seite. Sie sorgten für einen reibungslosen Ablauf – selbst die Jüngsten sammelten Gläser ein oder halfen beim Ausschank. In den Festreden würdigten Erster Bürgermeister Franz Degele und Landrat Anton Speer die Jubiläen und das musikalische Engagement der Vereine. Besonders Speer sorgte für ein Schmunzeln: „Mein Vorgänger hat mir 70 Zinnteller hinterlassen, davon sind jetzt nur noch 10 übrig. Ich bringe sie bei besonderen Anlässen unters Volk. Neben dem Landkreis-Zinnteller habe ich aber auch noch etwas Bares für euer Jubiläum dabei.“
Applaus, Dankbarkeit, Musik – der Abend setzte dem Tag einen würdigen Schlusspunkt. Nach den Tiroler Musikanten übernahm die Farchanter Musikkapelle das musikalische Ruder, ehe die Blaskapelle „Schofàjànkà“ den Abend mit schwungvollen Klängen ausklingen ließ.
So wurde aus einem verregneten Festtag ein leuchtendes Beispiel für Zusammenhalt, Kreativität und die Kraft der Musik. Bad Kohlgrub zeigte: Man kann das Wetter nicht ändern – aber die Stimmung sehr wohl.
Text / Fotos / Videos Copyright: Dominik Bartl/MedienPics.de
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