Wie lässt sich eine Gemeinde besser vor den Folgen extremer Starkregenereignisse schützen? Mit dieser Frage beschäftigte sich am Dienstagabend eine öffentliche Informationsveranstaltung in Bad Bayersoien. Rund 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger verfolgten die Vorstellung des Zwischenberichts zum neuen Sturzflut-Managementkonzept, das die Gemeinde in Auftrag gegeben hatte. Vorgestellt wurde der Bericht vom Ingenieurbüro Kokai, vertreten durch den Fachplaner Karl Sender.
„Starkregenereignisse können enorme Schäden anrichten – oft sind Sturzfluten mitverantwortlich. Nur gemeinsam können wir uns wirksam schützen“, betonte Sender zu Beginn seines Vortrags. Ziel des Projekts sei es, Schwachstellen im Gemeindegebiet zu identifizieren und entsprechende Schutzmaßnahmen abzuleiten.
Ein zentrales Werkzeug dabei ist ein eigens entwickeltes Computermodell. Dieses simuliert verschiedene Szenarien – von Starkregen über hundertjährige Hochwasser (HQ100) bis hin zu Extremereignissen wie einem HQ1000. Das Modell berücksichtigt topografische Gegebenheiten, die Versiegelung von Flächen, Bebauung, Straßenverläufe sowie die Hangneigung. Besonders gefährdet seien laut Sender Senken, in denen sich Wasser schnell sammle, sowie Engstellen in natürlichen Abflusswegen.
Im Zwischenbericht sind erste Erkenntnisse über besonders gefährdete Bereiche bereits enthalten. Im Bereich des Bärenbachs – insbesondere entlang des Gewerbegebiets, der B23 und des Bayersoier Sees – könne es zu Problemen kommen. Häufige Sturzflutereignisse wurden zudem am Trathweg, im Kurpark, an der Dorfstraße, am Sportplatz sowie in den Ortsteilen Echelsbach und Gschwendt festgestellt. Hierzu liegen bereits erste Modellrechnungen vor.
Besonders eindrücklich schilderte Sender ein Unwetter aus dem Jahr 2022: Innerhalb von drei Stunden fielen 77,4 Liter Regen pro Quadratmeter – ein Ereignis, das statistisch seltener als alle hundert Jahre auftritt. „Die normale Kanalisation ist auf ein dreißigjähriges Ereignis ausgelegt. Alles darüber läuft oberirdisch ab“, erklärte Sender. Die Folge: Überflutete Straßen, überlaufende Bäche, vollgelaufene Keller.
Die Erste Bürgermeisterin Gisela Kieweg unterstrich, dass die Gemeinde ihrer Verantwortung nachkommen wolle, doch auch die Bürger seien gefordert. „Jeder muss selbst überlegen, wie er sich im Ernstfall schützen kann“, so Kieweg. Gleichzeitig kündigte sie an, dass die Gemeinde die gewonnenen Informationen öffentlich zugänglich machen werde. „Wenn das Konzept steht, soll jeder auf unserer Homepage nachlesen können, wie die Gefährdungslage an seinem Wohnort aussieht.“
Die technische Grundlage für das Konzept liefern Daten des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU). Diese gewährleisten, dass alle Ingenieurbüros mit denselben Ausgangsdaten arbeiten. Unterstützung erhält die Kommune zudem vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim. Dieses kann etwa bei Neubauvorhaben ein Sturzflutkonzept vom jeweiligen Bauträger einfordern.
Ein abschließendes Fazit zog Karl Sender ebenfalls: „Für den Ortsteil Kirmesau besteht nur eine geringe Gefährdung. Insgesamt aber kennen wir nun die neuralgischen Punkte im hydrologischen Gebiet der Gemeinde“
Als nächste Schritte kündigte Sender die detaillierte Gefahrenanalyse an. Auf deren Grundlage sollen konkrete Schutzziele definiert und Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes entwickelt werden. Bürgermeisterin Kieweg stellte in Aussicht, dass bis Ende des Jahres alle Daten vorliegen. „Im Frühjahr 2026 wollen wir dann ein transparentes, öffentliches Konzept vorlegen, das allen Bürgerinnen und Bürgern zugänglich ist.“
Die rege Beteiligung im Anschluss an die Präsentation zeigte, wie sehr das Thema den Menschen vor Ort unter den Nägeln brennt. Die zahlreichen Fragen aus dem Publikum beantwortete Sender fachlich fundiert – ein Schritt auf dem Weg zu mehr Sicherheit für Bad Bayersoien.
Text / Fotos / Videos Copyright: Dominik Bartl/MedienPics.de
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