ID: 1362
21.11.2025

Oberammergau: Liste „Augenmaß“ ohne Zukunft?

Bei einem Mitgliedertreffen der Liste „Augenmaß“ in Oberammergau wurde deutlich: Die politische Gruppierung steht vor einer ungewissen Zukunft. Die bisherige Vorstandschaft hat bislang keine Nachfolger gefunden – und ein „Weiter so“ scheint ausgeschlossen. Vorsitzender und Gemeinderat Wolfgang Proksch zeichnete in seinem Bericht ein offenes Bild der Lage. „Wir haben uns 1990 gegründet und vieles zu Kommunalpolitik hinzugesteuert“, berichtet Proksch stolz vor der Versammlung.

Neben Proksch sitzen derzeit auch der Zweite Bürgermeister Eugen Huber, Anton Preisinger und Christiane Knöpfle für die Liste im Gemeinderat.

Von den 26 Mitgliedern waren 19 zur Versammlung erschienen. Proksch sprach offen darüber, dass es zunehmend schwer sei, neue und vor allem junge Menschen für die politische Arbeit zu begeistern. „Gerade die Jungen erreichen wir nicht, um sie für die Politik zu begeistern“, sagte er. Auch intern mangele es an Beteiligung: „Es sind immer die gleichen da, die was machen“. Obwohl klar sei, dass dringend Nachfolger gebraucht würden, wolle sich niemand für eine Kandidatur bereit erklären. „Ich weiß, die Zeit im Gemeinderat ist vielen zu viel“, so Proksch.

Dabei könne die Liste auf zahlreiche kommunalpolitische Erfolge zurückblicken. Die Mitglieder brachten sich für den Planung der Seniorenresidenz ein, unterstützten den Ausbau der großen Laine und trieben die Planungen des Feuerwehrgerätehauses voran. Auf Initiative der Liste wurde der Flächennutzungsplan nach 40 Jahren überarbeitet, und auch beim Gewerbegebiet habe man wichtige Impulse gesetzt. Mit Blick auf die Zukunft mahnte Proksch: „Für die nächste Passion 2030 müssen wir auch an Rückstellungen denken, um sie finanzieren zu können“. Beim Thema Schwimmbad herrschte im Gremium Einigkeit: „Wir können uns das einfach nicht leisten, auch wenn wir selbst gerne ein Bad hier am Ort hätten“.

Auch Zweiter Bürgermeister Eugen Huber (Augenmaß) blickte positiv auf die gemeinsame Zeit zurück und lobte die konstruktive Zusammenarbeit mit anderen Listen – ebenso wie Erster Bürgermeister Andreas Rödl (CSU), der als Gast an der Versammlung teilnahm. Rödl betonte die Bedeutung der Liste für den Gemeinderat: „Es ist wie in einer guten Ehe zwischen Augenmaß und der CSU. Wir sind auch thematisch nah beieinander. Ihr würdet im Oberammergauer Gemeinderat sehr fehlen“. Er warnte zudem: „Wenn ihr euch auflöst, dann wird Oberammergau eine politische Facette fehlen“.

Gerade angesichts der vielfältigen Herausforderungen, vor denen die Kommune steht, seien die kommenden Kommunalwahlen entscheidend. Proksch verwies auf wachsende Aufgaben im sozialen Bereich sowie in der Kinder- und Jugendarbeit. Pflichtaufgaben würden zunehmen und finanzielle Spielräume weiter einschränken. Besonders besorgniserregend sei aktuell die soziale Lage: „Auf Rekordhoch ist derzeit die Obdachlosigkeit in Oberammergau. Dies wird uns in Zukunft noch weiter fordern“.

In der Versammlung wurde schließlich klar: Der aktuelle Vorstand und die Gemeinderäte werden nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehen. Proksch richtete deshalb eine zentrale Frage an die Mitglieder – wie es mit der Liste weitergehen solle. Doch viele senkten den Blick, Wortmeldungen blieben aus. Noch bis Anfang Januar habe man Zeit, eine Liste für die Kommunalwahl zu formieren. Sollte das nicht gelingen, kündigte Proksch an, nach der Wahl eine Generalversammlung einzuberufen, um die Liste „Augenmaß“ aufzulösen.

Jetzt liegt es an den Mitgliedern – und an den Oberammergauern selbst –, ob die Liste „Augenmaß“ nach 36 Jahren engagierter Arbeit fortbestehen kann oder ob ihre politische Geschichte zu Ende geht.

Text / Fotos / Videos Copyright: Dominik Bartl/MedienPics.de
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